Jenny Jugo
Jenny Jugo, gebürtig Eugenie Anna Walter (* 14. Juni 1904 in Mürzzuschlag, Österreich-Ungarn[1]; † 30. September 2001 in Königsdorf, Deutschland[2]), war eine österreichische Schauspielerin.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Jenny Jugo siedelte als Fünfjährige nach Graz über und besuchte hier zunächst die Volksschule, später die Klosterschule.[3] Im Alter von 16 Jahren heiratete sie den Schauspieler Emo Jugo und folgte ihm 1922 nach Berlin.[4] So erhielt Jenny Jugo ihren Nachnamen, die Ehe hielt jedoch nur ein Jahr. 1924 erhielt sie einen Vertrag bei der UFA und spielte als ungelernte Schauspielerin etliche Hauptrollen im Stummfilm, so 1927 in der Carl-Sternheim-Verfilmung Die Hose und in der deutsch-französischen Co-Produktion Casanova von Alexander Wolkow. Schauspielunterricht erhielt sie jedoch erst, als der Tonfilm einsetzte. Die Komödiantin Jugo spielte in den 1930er Jahren vor allem in den Filmen des Regisseurs Erich Engel die weiblichen Hauptrollen. Mit Joseph Goebbels, der sich als Reichspropagandaminister intensiv um die Filmwirtschaft kümmerte, und mit dessen Familie war sie in dieser Zeit eng befreundet, wie Goebbels’ Tagebüchern zu entnehmen ist.[5] Jugo wohnte in dieser Zeit im Potsdamer Stadtteil Sacrow.[6] Sie stand 1944 in der Gottbegnadeten-Liste des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda.[7]
Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges wirkte sie an zahlreichen Filmen mit, zog sich dann allerdings auf ihren Gutshof, den Jägerhof in Schwaighofen bei Königsdorf, zurück. Nach 1945 drehte sie nur noch drei Filme, darunter den Trümmerfilm Königskinder von Helmut Käutner. Im Mai 1950 trat sie zum letzten Mal öffentlich auf.[8]
Im Jahr 1971 erhielt sie das Filmband in Gold für langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film.[8]
Nach einem Behandlungsfehler im Institut des Münchner Heilpraktikers Manfred Köhnlechner 1975 war sie für den Rest ihres Lebens auf einen Rollstuhl angewiesen. Trotz des dadurch wieder entfachten Medieninteresses lehnte sie es ab, für Interviews zur Verfügung zu stehen oder sich fotografieren zu lassen. Sie verließ ihren Gutshof mit Alpenblick nie wieder.[8]
Jugo war viele Jahre mit dem Schauspieler Friedrich Benfer verheiratet, den sie 1928 während der Dreharbeiten zu dem Film Die Carmen von St. Pauli kennengelernt hatte. Aufgrund ihrer Beziehung zu dem Filmproduzenten Eberhard Klagemann trennte sich das Paar 1941. Die Scheidung erfolgte jedoch erst 1957, als Benfer eine neue Lebensgefährtin fand. Im hohen Alter heiratete Benfer seine Exfrau Jugo erneut, um sich 1992 endgültig von ihr zu trennen.
Jenny Jugo wurde auf dem Stadtfriedhof St. Peter in Graz beerdigt.
Filmografie (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1924: Der Turm des Schweigens
- 1925: Wenn die Liebe nicht wär’!
- 1925: Die gefundene Braut
- 1925: Blitzzug der Liebe
- 1925: Die Puppe vom Lunapark
- 1925: Die Feuertänzerin
- 1925: Friesenblut
- 1925: Schiff in Not
- 1925: Liebe macht blind
- 1925: Der Kampf gegen Berlin
- 1926: Ledige Töchter
- 1927: Prinz Louis Ferdinand
- 1927: Casanova
- 1927: Die Hose
- 1927: Pique Dame
- 1927: Die indiskrete Frau
- 1928: Sechs Mädchen suchen Nachtquartier
- 1928: Looping the Loop
- 1928: Die Carmen von St. Pauli
- 1928: Die blaue Maus
- 1929: Die Flucht vor der Liebe
- 1929: Der Bund der Drei
- 1929: Die Schmugglerbraut von Mallorca
- 1930: Heute nacht – eventuell
- 1931: Kopfüber ins Glück
- 1931: Wer nimmt die Liebe ernst...?
- 1931: Mary’s Start in die Ehe
- 1931: Die nackte Wahrheit
- 1931: Fünf von der Jazzband
- 1932: Zigeuner der Nacht
- 1933: Eine Stadt steht Kopf
- 1933: Ein Lied für Dich
- 1933: Es gibt nur eine Liebe
- 1934: Fräulein Frau
- 1934: ...heute Abend bei mir
- 1934: Pechmarie
- 1934: Herz ist Trumpf
- 1935: Pygmalion (Rolle der Elisa Doolittle)
- 1936: Mädchenjahre einer Königin
- 1936: Allotria
- 1936: Die Nacht mit dem Kaiser
- 1937: Gefährliches Spiel
- 1938: Es leuchten die Sterne
- 1938: Die kleine und die große Liebe
- 1939: Ein hoffnungsloser Fall
- 1939: Nanette
- 1940: Unser Fräulein Doktor
- 1941: Der Trichter Nr. 12 (Kurzfilm)
- 1942: Non mi sposo più
- 1942: Viel Lärm um Nixi
- 1943: Die Gattin
- 1945: Sag’ endlich ja (unvollendet)
- 1949: Träum’ nicht, Annette (Neuverfilmung Sag’ endlich ja)
- 1950: Königskinder
- 1950: Land der Sehnsucht (unvollendet)
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Guido Altendorf: Jugo. Filmgeschichte in Kleidern. Potsdam 2008 – ISBN 978-3-98 12104-0-8
- Jörg Schöning, Angela Leifeld: Jenny Jugo – Schauspielerin. In: CineGraph – Lexikon zum deutschsprachigen Film, Lieferung 1, 1984.
- Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 4: H – L. Botho Höfer – Richard Lester. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 261 f.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Jenny Jugo bei IMDb
- Jenny Jugo bei filmportal.de
- Jenny Jugo In: Virtual History (englisch)
- Jenny Jugo bei steffi-line.de
- Guido Altendorf: Eine Liebeserklärung an Jenny Jugo ( vom 19. Oktober 2007 im Internet Archive) Ausführliche Biographie beim Filmmuseum Potsdam (PDF; 214 kB)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Landesarchiv Berlin, Heiratsregister Standesamt Berlin-Wilmersdorf, Nr. 2/1929; kostenpflichtig abrufbar auf Ancestry.com
- ↑ Jenny Jugo (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im März 2022. Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. bei filmreporter.de
- ↑ Filmmuseum Potsdam (siehe Weblinks), S. 1
- ↑ Filmmuseum Potsdam (siehe Weblinks), S. 2
- ↑ Joseph Goebbels: Die Tagebücher. Teil 1: Aufzeichnungen 1923–1941. Band 3, 1: 1. April 1934 – Februar 1936. Herausgegeben von Elke Fröhlich im Auftrag des Instituts für Zeitgeschichte und mit Unterstützung des Staatlichen Archivdienstes Rußlands. Saur, München 2005, ISBN 3-598-23730-8.
- ↑ Tagesspiegel.de: Sacrow das verschlafene Idyll bei Potsdam
- ↑ Jugo, Jenny. In: Theodor Kellenter: Die Gottbegnadeten : Hitlers Liste unersetzbarer Künstler. Kiel: Arndt, 2020, ISBN 978-3-88741-290-6, S. 386
- ↑ a b c Filmmuseum Potsdam (siehe Weblinks), S. 25
Personendaten | |
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NAME | Jugo, Jenny |
ALTERNATIVNAMEN | Walter, Eugenie Anna (Geburtsname) |
KURZBESCHREIBUNG | österreichische Schauspielerin |
GEBURTSDATUM | 14. Juni 1904 |
GEBURTSORT | Mürzzuschlag, Österreich-Ungarn |
STERBEDATUM | 30. September 2001 |
STERBEORT | Königsdorf, Deutschland |